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Der Wohnblock „Staudenhof“ soll weichen

© Andreas Klaer

Containerdorf für Geflüchtete: Staudenhof-Abriss in Potsdam nicht nachvollziehbar

Angesichts des hohen Bedarfs kippt die Stadt Potsdam Grundsätze ihres Integrationskonzepts. Ein Moratorium für den Staudenhof soll aber nicht drin sein, obwohl dort viele Geflüchtete wohnen könnten.

Ein Kommentar von Marco Zschieck

Zu den Regeln des Feedback gehört es, auch zu loben und Fortschritte anzuerkennen. Bei der Information der Anwohner hat die Stadtverwaltung dazugelernt. Nicht mal eine Woche nachdem der Standort für Potsdams bisher größte Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete bekannt gegeben wurde, fand eine Infoveranstaltung statt. Dazu rückte das Rathaus mit hochrangigen Mitarbeitern inklusive des Oberbürgermeisters an. Viele, wenn auch nicht alle Fragen, konnten so beantwortet werden. Das schafft Transparenz und Vertrauen. Das ist in der Vergangenheit nicht immer so gelungen.

Abseits der Detailfragen ist die Entscheidung für eine derart große Unterkunft in Potsdam eine Zäsur. Bisher hatte das Rathaus aus guten Gründen kleinere Unterkünfte favorisiert. Sie erleichtern die Integration in die Nachbarschaft und beugen Konflikten vor. Dass es nun davon abgeht, begründet das Rathaus mit Zeitdruck und der Größenordnung der aufzunehmenden Menschen. Das ist nachvollziehbar und immer noch besser als Turnhallen wie in anderen Städten zu nutzen. Dennoch erfordert ein Standort dieser Größe besondere Aufmerksamkeit. Ehrenamtler aus der Umgebung sollten mehr Hilfe bekommen. Und auch Fragen wie die Abfallentsorgung, Kinderbetreuung und Erreichbarkeit könnten an einem großen Standort Konfliktpotenzial mit sich bringen.

Weniger gute Antworten hatte das Rathaus auf die Frage nach der Unterbringung Geflüchteter im Staudenhof. Wenn man den Abriss des Wohnbocks verschiebt und einen Teil der Geflüchteten dort unterbringt, könnte das den Druck bei der Standortsuche mindern. Außerdem könnte ein Teil der Menschen so untergebracht werden, wie es das Integrationskonzept der Stadt eigentlich vorsieht – nämlich in Wohnungen statt in Gemeinschaftsunterkünften.

Die Beschlusslage der Stadtverordneten gibt das zwar nicht her, wie auch der Oberbürgermeister anmerkte, aber besondere Probleme erfordern besondere Lösungen. In einer Notlage bestehende und nutzbare Wohnungen platt zu machen, ist schwer nachvollziehbar.

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