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Der Wohnblock Staudenhof

© Andreas Klaer

Streit um den Staudenhof: Stadtverordnete bestätigen Abriss des Potsdamer Wohnblocks

In der Stadtverordnetenversammlung wurde einmal mehr ein Neubau am Alten Markt beschlossen. Die Debatte verlief erwartet kontrovers.

Die Zeit für den Wohnblock Staudenhof in der Potsdamer Mitte läuft ab. Ab Sommer soll der Plattenbau aus der DDR-Zeit abgerissen werden. Wie es an seiner Stelle weitergehen soll, haben die Stadtverordneten am Mittwochabend beschlossen, indem sie das Leitbautenkonzept für den sogenannten Block IV konkretisiert haben, der dort stehen soll. Dafür stimmten die SPD, weite Teile der Grünen, die CDU, die FDP, die AfD – dagegen die Linke und die Fraktion Die Andere.

Emotionale Debatte im Stadtparlament

Die Debatte dazu verlief stellenweise emotional. Zwei Beispiele: Anja Günther von den Linken sagte gerade mit Blick auf den im Sommer anstehenden Abriss: „Geben Sie sich keiner Illusion hin: Der Widerstand gegen den Abriss wird weiter wachsen.“ Das Neubauvorhaben sei zu teuer und vernichte preiswerten Wohnraum, zudem würden Mieter aus der Innenstadt verdrängt. Grünen-Fraktionschef Gert Zöller gab zurück, der Zustand des Gebäudes sei sehr schlecht, die Wohnungszuschnitte ungünstig. „Kein Mensch hält sich freiwillig in der Nähe des Staudenhofs auf, außer zum Rein- oder Rausgehen.“ Da Anja Günther auch die Jungen Grünen als Gegner anführte, erwiderte er: „Legen Sie sich eine eigene Parteijugend zu.“

Wie berichtet ist auf dem Areal zwischen Nikolaikirche und der Straße Am Kanal ein Wohn- und Geschäftskarree geplant. Die kommunale Bauholding Pro Potsdam ist bereits Eigentümer und soll den Neubau stemmen. Gebaut werden soll mithilfe von Fördermitteln des Landes für den sozialen Wohnungsbau. Entsprechend der Richtlinien werden drei Viertel der Wohnungen mietpreis- und belegungsgebunden sein – also für günstige Mieten an Potsdamer mit Wohnberechtigungsschein vergeben.

Noch nicht klar ist, wie viele und was für Wohnungen das sein werden. Es müsse noch mit dem Wohnungsamt geklärt werden, welchen Bedarf es genau gibt, hatte die Pro Potsdam im vergangenen Herbst bei der Vorstellung der Pläne erklärt. In dem Karree sollen rund 10.000 Quadratmeter Nutzfläche in Form von Wohnungen entstehen. Wären sie so groß wie eine durchschnittliche Wohnung der Pro Potsdam, 60 Quadratmeter, käme man auf 166 Wohnungen. Die Kosten sind noch offen. Frühere Schätzungen gingen von rund 40 Millionen Euro aus. Angesichts steigender Baupreise und Zinssätze und sich verändernder Förderrichtlinien habe man noch keine neuen Zahlen, hieß es damals schon.

Am Alten Markt ist bisher auch die Ein- und Ausfahrt für die eingeschossige Tiefgarage vorgesehen. Rund 100 Stellplätze sind geplant. Dieser Teil der Pläne könnte noch kippen. Die Grünen hatten zuletzt bei einer Mitgliederversammlung beschlossen, dass auf diese Garage verzichtet werden soll – was die Pro Potsdam sich vorstellen kann. Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke sagte den PNN, man plane im März einen Beschlussantrag zum Verzicht auf die Tiefgarage – und auch zur Festlegung weiterer Nachhaltigkeitskriterien. Die Grünen hatten auch ökologischere Baustandards für den Neubau gefordert.

Wie berichtet hatten die Stadtverordneten schon 2021 den Abriss des Staudenhofs beschlossen. Doch angesichts einer neuen Initiative „Rettet den Staudenhof“, den auch Klimaforscher wie Hans Joachim Schellnhuber unterzeichnet haben, ist die Diskussion in den vergangenen Wochen wieder mit großer Heftigkeit geführt worden. Unter anderem hatte sich auch der Migrantenbeirat und der Klimarat der Stadt dagegen ausgesprochen.

Der Block wird derzeit schon leergezogen, die Pro Potsdam will Ersatzwohnungen anbieten. Ab Mitte 2023 sollen die Abrissarbeiten beginnen, die ein gutes Jahr dauern werden. Anschließend soll das freie Grundstück für die Baustelleneinrichtung für den benachbarten Block IV in der Potsdamer Mitte genutzt werden. Der Neubau für den Staudenhof soll demnach erst 2029 bezugsfertig sein.

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