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Seit mehr als 30 Jahren verantwortet Röhrig die Reihe „Märkische Leselust“ am Hans Otto Theater.

© Manfred Thomas Tsp/MANFRED THOMAS TSP

Der Vorleser: Potsdamer Schauspieler Hans-Jochen Röhrig wird 80

Seit mehr als 30 Jahren verantwortet Röhrig die Reihe „Märkische Leselust“ am Hans Otto Theater. Am Mittwoch feiert er seinen runden Geburtstag.

Hans-Jochen Röhrig genießt es, so hat man den Eindruck, durch die weiten Landschaften der Dichter zu flanieren und deren Blüten und Früchte dem Publikum darzubieten. Er ist nicht nur der klassischen Dichtkunst zugewandt, sein Vorlese-Repertoire zieht sich fast durch die gesamte Literaturgeschichte bis hin zu Texten unserer Zeit. Am Mittwoch feiert der Schauspieler und Vorleser seinen 80. Geburtstag.

Literatur, davon ist er überzeugt, kann beim Denken helfen und einen differenzierten Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart entwickeln. Zuhören auch. Mit besonderer Leidenschaft liest er die großen Romane von Theodor Fontane wie Cécile, Frau Jenny Treibel oder Die Poggenpuhls vor, Geschichten von entzweiten Eheleuten, verarmtem Landadel und immer wieder eigenständigen und eigensinnigen Frauenfiguren. Auch für die weiblichen Hauptgestalten in Georg Hermanns spätromantischen Potsdam- und Berlin-Romanen hat er ein Faible.

So habe ich zahlreiche literarische Schätze schweren Herzens auf 20 bis 30 Seiten zusammengekürzt, damit die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörerinnen und Zuhörer nicht überstrapaziert wird.

Hans-Jochen Röhrig, Vorleser

„So habe ich zahlreiche literarische Schätze schweren Herzens auf 20 bis 30 Seiten zusammengekürzt, damit die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörerinnen und Zuhörer nicht überstrapaziert wird“, sagt Hans-Jochen Röhrig, der seit mehr als 30 Jahren die Reihe „Märkische Leselust“ am Hans Otto Theater verantwortet.

Hans-Jochen Röhrig wird der Alte Fritz für Weberfest.
Hans-Jochen Röhrig wird der Alte Fritz für Weberfest.

© MANFRED THOMAS TSP

Bevor 2009 das Schauspielensemble ins neue Haus am Jungfernsee zog, war der Schauspieler und Vorleser an verschiedenen Orten in Potsdam unterwegs, auf Schiffen der Weissen Flotte, in Hotels, in der „Blechbüchse“ auf dem Alten Markt oder im Brandenburger Theater. Heute wird die Reihe im neuen Theater angeboten.

Immer folgte ihm ein treues Publikum, denn sie wissen, dass Hans-Jochen Röhrig die Texte, die er vorliest, „erfühlt“, um sie in einer lebendigen Präsentation mit klarer Diktion erlebnisfähig zu machen. Die modulationsreiche Stimme, das untrügliche Gespür für Rhythmus, die souveränen Tempo- und Rollenwechsel sind unnachahmlich.

Und so schätzt Hans-Jochen Röhrig die „Märkische Leselust“ selbst ein: „Es entstanden in Zusammenarbeit mit charismatischen Fagottisten, ausdrucksstarken Tubistinnen, charmanten Pianistinnen und Pianisten sowie mit meinen wunderbaren Schauspielkolleginnen und -kollegen des Hans Otto Theaters heitere, traurige und sogar wahnwitzige Matineen“.

Hans-Jochen Röhrig mit Andreas Dresen (rechts) im HOT.
Hans-Jochen Röhrig mit Andreas Dresen (rechts) im HOT.

© MANFRED THOMAS TSP

Nach der Schule widmete sich der Leipziger der Bibliothekars-Ausbildung, doch der Wunsch, Schauspieler zu werden, war stärker. An der Theaterhochschule Hans Otto, die in Leipzig beheimatet ist, nahm er ein Schauspielstudium auf.

Familie Röhrig.
Familie Röhrig.

© MANFRED THOMAS TSP

Nach dem Examen war der junge Schauspiel-Eleve am Städtischen Theater Leipzig sowie am Stadttheater in Plauen engagiert. 1977 ging er nach Potsdam, dessen Theater ebenfalls den Namen des Schauspielers und erbitterten Nazi-Gegners Hans Otto trägt.

In den Theaterprovisorien in der Zimmerstraße und in der „Blechbüchse“ auf dem Alten Markt hat Röhrig bis zum Eintritt ins Rentenalter 2008 eine Unmenge an Rollen gespielt. Sein Repertoire verlangte eine große darstellerische Bandbreite. Es waren zwar nicht immer die Protagonisten, die er verkörperte, doch er war immer nah dran und mittendrin und es waren oftmals große schauspielerische Momente, die man erlebte.

Hans-Jochen Röhrig wurde freilich auch mit Hauptrollen besetzt. Erinnert sei an den köstlichen Monolog des Theaterrequisiteurs Josef Bieder von Eberhard Streul, an den tragisch-kämpferischen Miller in Schillers Bürgerlichem Trauerspiel „Kabale und Liebe“ oder an den trotteligen und drolligen Gymnasialprofessor Gollwitz in Franz und Paul von Schönthans Lustspiel „Der Raub der Sabinerinnen“. Seine Wohn-Nähe zu den Film- und Fernsehstudios in Babelsberg und Berlin-Adlershof haben ihn zu einem gefragten Darsteller bei Film und Fernsehen gemacht.

Hans-Jochen Röhrig ist für Potsdam und darüber hinaus ein großes Geschenk. 2005 wurde ihm der Potsdamer Theaterpreis des Fördervereins des Hans Otto Theaters verliehen. Seitdem sind 18 Jahre ins Land gegangen.

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