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Orgelsommer in Potsdam. Markku Hietaharju aus Finnland an der Orgel der Nikolaikirche Potsdam

© Andreas Klaer

Internationaler Orgelsommer in Potsdam: Finlandia in der Nikolaikirche

Der finnische Organist Markku Hietajarhu spielte seine Version des berühmten Orgelstücks Finlandia beim Orgelsommer. Vor allem der prachtvolle Klang der Orgeln beeindruckte.

Finnland. Außer Seen, Wälder und Sauna assoziiert der Klassik-Liebhaber sofort den Namen Jean Sibelius. In einer eigenen, kreativen Mischung aus Natur und Mythologie taucht das Thema Heimat im Werk des Komponisten immer wieder auf. Mit seiner sinfonischen Dichtung Finlandia op. 26 avancierte Sibelius dann zum Nationalhelden.

Dieses Werk hatte der Organist Markku Hietajarhu im Gepäck, als er nach Potsdam reiste, um das Stück am vergangenen Sonntag in der Nikolaikirche während des Konzerts innerhalb des diesjährigen Internationalen Orgelsommers an der Kreienbrink-Orgel zum Besten zu geben.

Markku Hietarjahu, Organist des mittelalterlichen Doms in Turku und Leiter eines renommierten internationalen Orgelfestivals an seiner Wirkungsstätte, scheint die Präsentation des wohl populärsten Musikwerkes seiner Heimat ein inneres Anliegen zu sein. An der Orgel von St. Nikolai musizierte er das Orchesterwerk Finlandia von Jean Sibelius in seiner und der von Herbert Austin angefertigten Fassung mit Klarheit und emotionaler Hochspannung.

Jean Sibelius schrieb vor allem Sinfonien, Suiten, sinfonische Dichtungen und nur ein Werk für die Orgel, die Intrada. Die Finlandia entstand um 1900 während der Auseinandersetzungen zwischen Russland und Finnland als patriotische Bekenntnismusik. Es war die Zeit, in der das Zarenreich ihrem Nachbarn die Autonomie streitig machen wollte. 1918 konnten die Finnen ihre Selbstständigkeit behaupten. Und so avancierte der Mittelteil von Sibelius‘ Finlandia zur heimlichen Nationalhymne des nordeuropäischen Landes.

Heroisches, das in diesem Werk unüberhörbar ist, wird heutzutage von vielen Zeitgenossen kritisch betrachtet, so der damit verbundene heldenhafte Kampf im Krieg oder das Ausharren auf verlorenem Posten, die Erhabenheit in Kunst und Kompositionen. Vor allem in Paris des 19. Jahrhunderts klang die Musik gewaltig, oftmals auch heroisch.

Vor allem der prachtvolle Klang der romantischen Orgeln hatte eine mächtige Wirkung auf die Zuhörer. So konnte der Organist, Komponist und Lehrer César Franck auf seinem Hauptinstrument in der Basilika Sainte Clotilde das spätomantische Repertoire mustergültig wiedergeben. Von ihm spielte Markku Hietarjahu zu Beginn seiens Konzerts die Piece héroique mit viel Sinn für sinfonisches Format.

In den Vier Liedern für Orgel wusste der blinde und doch experimentierfreudige Jean Langlais, der ebenfalls Organist an Sainte Clotilde war, den Schmerz, die Freude, den Frieden und das Heldentum mit großer Ausdruckskraft zu gestalten. Der finnische Organist beherrschte die Orgel von St. Nikolai in all ihren Facetten großartig. Mit sorgfältiger und farbiger Registrierung musizierte er Langlais‘ Lieder mal durchsichtig und zart, dann wieder mysteriös und übersinnlich, auch freudig bewegt und klagend.

Das vierte Lied, das er „heroisch“ nannte, ist dem hochtalentierten französischen Organisten und Komponisten Jehan Alain gewidmet, der 1940 im Zweiten Weltkrieg als Soldat in einem Gefecht gegen die deutschen Besatzer starb. Langlais gab der erhabenden Wirkung seiner Musik so manche Brüche mit auf den Weg. So wirkt der Schmerz, die Trauer, das Anklagende echt. Das Heroische hat nicht die vordergründige Glätte wie noch bei César Franck.

Von Johann Sebastian Bach musizierte Markku Hietarjahu die Partita diversa sopra „Sei gegrüßet, Jesu gütig“ BWV 768. Der Organist wählte für die elf Variationen an der Kreienbrink-Orgel eine reiche Palette verschiedener Klangfarben, doch achtete er dabei stets auf eine feinsinnige Ausgewogenheit.

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