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Wieder im Dienst: Nationalspieler Toni Kroos.

© imago images/ULMER Pressebildagentur

Toni Kroos will wieder für Deutschland luppen: Ein Mehrwert in jeder Hinsicht

Nach fast drei Jahren Pause kehrt Toni Kroos in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zurück. Was nach Verzweiflung klingt, folgt einem klaren Prinzip des Bundestrainers.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Er hat es kurz und schmerzlos verkündet, ohne große Worte. Toni Kroos, der nach der Europameisterschaft 2021 und 106 Länderspielen auf dem Konto, seine Nationalmannschaftskarriere beendet hatte, ist zurück in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Warum? „Weil ich von Bundestrainer gefragt wurde, Bock drauf habe und sicher bin, dass mit der Mannschaft bei der EM viel mehr möglich ist, als die meisten gerade glauben“, schrieb Kroos auf seinem Instagram-Account am Donnerstagnachmittag.

Letzteres dürfte Musik in den Ohren der deutschen Fans sein, die einige herbe Pleiten der Nationalmannschaft mitanschauen mussten und nicht gerade euphorisch auf die Heim-EM im Sommer blicken. Trotzdem machen sich in der Kommentarspalte unter dem Instagram-Beitrag gemischte Gefühle bei den deutschen Anhängern breit. Erstaunlich ist das nicht, schließlich war das schon immer so, wenn es um den Spieler von Real Madrid geht. Die einen sehen in ihm den Querpass-Toni, die anderen einen völlig unterschätzten Weltklassespieler.

Was aber eigentlich zählt, ist die Meinung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Und dieser folgt mit der Nominierung von Kroos, wie schon zuvor, dem Leistungsprinzip. Kroos ist auch in dieser Saison aus dem Mittelfeld von Real nicht wegzudenken. In 24 von 25 Spielen in La Liga stand er auf dem Platz, 17-mal von Anfang an. In der Champions League bestritt er sechs der sieben Spiele, viermal startete er.

Querpass-Toni oder unterschätzter Weltklassespieler?

Kroos ist in seiner jetzigen Form, die er eigentlich fast über seine gesamte Karriere hinweg zeigte, eine Verstärkung im deutschen Mittelfeld. Zwar hat man mit Leon Goretzka und Joshua Kimmich ähnlich versierte Sechser, im Gegensatz zu ihnen bringt Kroos seine Leistung aber beständig auf dem Platz.

Zudem dürfte Kroos im Team akzeptiert sein und sich trotz seiner fast dreijährigen Abstinenz schnell wieder zu einem Anführer entwickeln, der auf und neben dem Platz Verantwortung übernimmt und vor Konflikten nicht zurückscheut. Er wird für das deutsche Team in jeder Hinsicht ein Mehrwert sein.

Und trotzdem drängt sich die Frage auf, wie verzweifelt Nagelsmann eigentlich sein muss, einen 34-Jährigen in den Kader zu berufen. Doch ist es wirklich Verzweiflung oder einfach nur gesunder Pragmatismus? Das Comeback von Kroos entbehrt natürlich jeglicher Weitsichtigkeit. Statt Spieler mit Perspektive heranzuführen, holt Nagelsmann Spieler aus dem Ruhestand zurück.

Verwundern dürfte das allerdings niemanden. Schließlich wurde Nagelsmann lediglich für die EM geholt und trifft nun entsprechend seine Entscheidungen. Und wenn man sich anschaut, wie viele Titel Toni Kroos in seiner Karriere bereits gesammelt hat, dürfte auch das sicherlich kein Minuspunkt sein.

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