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Polarlichter (Aurora Borealis) über Tromsö in Norwegen.

© Herbert Berger/Imago

Spektakuläres Naturschauspiel: Warum Polarlichter in Deutschland künftig häufiger vorkommen könnten

Jüngst wurden Polarlichter in Deutschland gesichtet. Experten zufolge könnte das bald häufiger passieren. Warum ist das so? Gibt es Vorhersagen? Und wie entsteht das Himmelsspektakel?

Wer Polarlichter bewundern möchte, muss dafür normalerweise in Länder wie Norwegen, Island, Finnland oder Kanada reisen. Von den spektakulären Himmelserscheinungen, die auf der Nordhalbkugel auch als Aurora Borealis bezeichnet werden, trennen uns etwa zehn bis zwanzig Breitengrade.

In jüngster Zeit konnte man die über den Himmel tanzenden Lichter allerdings auch hierzulande bewundern. Erst am vergangenen Wochenende wurden Sichtungen aus Nordrhein-Westfalen gemeldet. Sogar über der Zugspitze in Bayern tauchten Ende September feuerrot strahlende Polarlichter auf, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete.

Glaubt man Geomagnetimus-Forschern, wie Jürgen Matzka, dann dürften wir hierzulande bald häufiger in den Genuss von Polarlichtern kommen. „Sie werden sicherlich stärker sein, als wir es in den letzten zehn, fünfzehn Jahren erlebt haben“, verriet der Experte des Geo-Forschungszentrums (GFZ) Potsdam der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Polarlichter über Friesland (Schillig) am 25. September 2023.
Polarlichter über Friesland (Schillig) am 25. September 2023.

© Markus Hibbeler/dpa

Was sind die Gründe für die prognostizierte Zunahme? Wie entstehen Polarlichter überhaupt? Und gibt es Vorhersagen für solche Himmelserscheinungen? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Jüngste Beobachtungen von Sonnenflecken, einem Indikator für Sonnenaktivität, zeigen einen dramatischen Anstieg im Vergleich zur Vorjahreszeit.

Abigail Beall, Wissenschaftsjournalistin New Scientist

Warum könnten sich Polarlichter in Deutschland häufen?

Polarlichter entstehen immer dann, wenn Sonnenwinde mitsamt ihrer elektrisch geladenen Teilchen in die Erdatmosphäre eindringen. Weil im kommenden Jahr ein Maximum im elfjährigen Sonnenzyklus erwartet wird, können wir uns den Expert:innen zufolge 2024 auf besonders viele Polarlichter gefasst machen.

Abigail Beall vom Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ berichtet von einer erhöhten Aktivitätsphase in den nächsten zwei Jahren: „Wir nähern uns dem erwarteten Höhepunkt des 11-jährigen Sonnenzyklus im Jahr 2024 oder 2025.“ Konkret heißt das für uns: In Phasen mit erhöhter Sonnenaktivität können die Nordlichter nicht nur in typischen Polarregionen, sondern auch weiter südlich beobachtet werden – also möglicherweise auch in Deutschland.

Je stärker die Sonneneruption, desto weiter südlich werden die Nordlichter zu sehen sein. 

Abigail Beall, Wissenschaftsjournalistin New Scientist

Wie entstehen Polarlichter?

Die Sonne strahlt neben elektromagnetischen Wellen permanent elektrisch geladene Teilchen ab, darunter meist Elektronen, Protonen und ein paar Heliumkerne. Dieser Teilchenstrom trifft in Form von sogenannten Sonnenwinden nach 18-stündiger Reise auf die Erdatmosphäre und das hiesige Magnetfeld.

Die Magnetfeldlinien der Erde verlaufen vom geografischen Süd- zum Nordpol der Erde, die Sonnenwindteilchen prallen also senkrecht auf die Magnetfeldlinien auf. Jetzt kommt die sogenannte Lorentzkraft zum Tragen, die die Teilchen senkrecht zu ihrer ursprünglichen Bahn ablenkt. Sie schrauben sich um die Magnetfeldlinien herum und treffen an den nördlichen beziehungsweise südlichen Polarregion – wo die Magnetfeldlinien in die Erde eintreten – in die Atmosphäre der Erde ein.

Dort treffen die geladenen Teilchen auf erdeigene Atome. Sie kollidieren mit ihnen und versetzen die Atome dadurch in einen angeregten Zustand. Kehren sie dann wieder in ihren Normalzustand zurück, dann setzen die Teilchen Energie in Form von Licht frei. Diesen Vorgang nennt man Fluoreszenz

Wann kann man Polarlichter in Deutschland am besten sehen?

In unseren Breitengraden sind Nordlichter eher die Ausnahme. In diesem wie auch im nächsten Jahr sollen die Aktivitäten auf der Sonne laut Experten allerdings zunehmen. Mehr Sonnenflecken und geomagnetische Stürme bringen mehr Sonnenwinde mit sich, die uns wiederum die spektakulären Polarlichter bescheren. Mit etwas Glück können also auch hierzulande immer häufiger Nordlichter bestaunt werden.

Die leuchtenden Farbvorhänge am Himmel lassen sich am besten bestaunen, wenn es dunkel ist. Entsprechend bietet sich der Winter als beste Beobachtungszeit an.

Zudem sollte man Orte aufsuchen, die möglichst weit von jeglicher Lichtverschmutzung entfernt liegen. In ländlichen Gegenden fernab von größeren Lichtquellen lassen sich Polarlichter am besten bestaunen.

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Gib es eine Vorhersage für Polarlichter in Deutschland?

Die spektakulären Nordlichter entstehen meist einen Tag nach größeren Sonneneruptionen. Wer also die Sonnenaktivität und die kosmischen Stürme im Auge behält, kann die Wahrscheinlichkeit für seine Aurora-Sichtungen erhöhen.

Aktuell bieten diverse Apps und Webseiten Vorhersagen für Nordlichter an. Wie zuverlässig diese funktionieren, hängt sicherlich auch von der Datengrundlage ab, auf die sich solche Prognosen stützen.

Polarlichter: Unheilvolle Omen im Mittelalter

Zu Zeiten als man noch keine wissenschaftliche Erklärung für die sonderbaren Himmelserscheinungen parat hatte, wurden rund um die Polarlichter allerhand Legenden und Sagen gesponnen.

Ein Bericht aus Nürnberg vom 5. Oktober 1591 über Nordlichter.
Ein Bericht aus Nürnberg vom 5. Oktober 1591 über Nordlichter.

© Heritage Images/Imago

So sahen Angehörige der Inuit-Kulturen sowie das indigene Volk der Samen in den Nordlichtern eine erhöhte Aktivität von verstorbenen Vorfahren oder Geistern. Die Wikinger wiederum glaubten, dass Polarlichter ein Zeichen für eine siegreiche Schlacht seien und irgendwo auf der Welt gerade ein großer Kampf gewonnen wurde, denn immerhin ritten Walküren leuchtend über den Himmel.

In Zentraleuropa tanzen Polarlichter meistens in den Farben Orange oder Rot über den Himmel. Daher wurden solche flammenden Himmelserscheinungen im Mittelalter eher als unheilvolle Omen ausgelegt.

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