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Ein Schilfrohrsänger im Schilf.

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Umweltverschmutzung: Schwefel aus dem Lausitzer Bergbau schädigt das Schilf in Berliner Seen

Die Schwefelverbindung Sulfat gelangt wegen der Braunkohle-Tagebaue in die Spree. Sie sorgt in Berlin für einen Rückgang der Schilfpflanzen.

Es befreit das Wasser von überschüssigen Nährstoffen, bewahrt die Ufer vor Erosion und ist Lebensraum für viele Tiere: Schilfrohr, das Flüsse und Seen säumt. Doch an den Ufern der Berliner Seen geht das Schilf seit mehreren Jahren immer weiter zurück.

Für etwa 20 Prozent des aktuellen Schilf-Sterbens ist Sulfat verantwortlich, das wegen der Lausitzer Tagebaue in die Spree gelangt. Das haben Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU Berlin) ermittelt, die in einem Zeitraum von 2000 bis 2020 Daten von 14 Seen im Berliner Einzugsgebiet analysierten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal „Water Research“.

Schwefelverbindungen aus der Tiefe

Das Sulfat in den Berliner Gewässern stammt aus dem Lausitzer Braunkohlerevier im oberen Einzugsgebiet der Spree. Es entsteht aus Eisen-Schwefelverbindungen, die beim Bergbau aus tieferen Bodenschichten freigesetzt werden, an der Luft zunächst Schwefelsäure und Eisen bilden und dann in die Gewässer gelangen.

Während sich das Eisen als braunrote Ockerschicht in Fließen und Flüssen absetzt, bleibt das Sulfat aus der Schwefelsäure unsichtbar und wird über weite Strecken transportiert. Sulfat ist normalerweise selbst in hohen Konzentrationen für Schilfpflanzen nicht toxisch und in Gegenwart von Sauerstoff stabil. Aber bei Sauerstoffmangel und bei hohen Konzentrationen kann sich im Gewässergrund giftiges Sulfid bilden.  Doch Sulfat ist nur einer von vielen Faktoren für den Rückgang des Schilfs. Es wurde bisher jedoch kaum berücksichtigt, da es kein sichtbares Problem darstellte. Andere negative Faktoren wie Schäden durch Wellenschlag von Schiffen, Uferverbauung, Tierfraß und Beschattung durch Bäume sind dagegen einfach erkennbar. 

Derzeit ist der Beitrag von Sulfat zur Schilfentwicklung noch relativ gering. Bäume am Ufer haben beispielsweise einen viel stärkeren Einfluss. Sulfat wird es aber über viele Jahre hinweg in der Spree geben und bei steigenden Konzentrationen nimmt seine Wirkung möglicherweise weiter zu.

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