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Ein russischer Soldat während einer militärischen Übung (Archivbild). 

© Foto: imago images/ITAR-TASS/Erik Romanenko

Cyber-Krieg gegen Russland: Wie Fake-Profile junger Frauen russischen Soldaten zum Verhängnis wurden

Weil der ukrainische IT-Fachmann Nikita Knysh sich nicht anders zu helfen weiß, zieht er in den Cyber-Krieg gegen Russland. Seine Waffe: Fake-Profile russischer Frauen.

Als Ende Februar die russische Invasion auf die Ukraine beginnt, sucht der IT-Fachmann Nikita Knysh in Charkiw seinen Arbeitgeber, den „Security Service of Ukraine“, auf, um irgendetwas zu tun.

Doch die Stadt versinkt im Chaos und der Sicherheitsdienst hat keine Aufträge für Knysh. In diesem Moment beschließt der leidenschaftliche Hacker, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. So berichtet es der 30-Jährige gegenüber der „Financial Times“.

Zusammen mit ein paar Mitarbeitern seiner eigenen Sicherheitsfirma „Hack Control“ bezog Knysh den Keller einer Portemonnaie-Fabrik, um den Invasoren das Leben schwer zu machen. Während Bomben auf Charkiw fielen, bombardierte der Ukrainer Russland mit Hackerangriffen – und zwar erfolgreich, wie es scheint.

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Wie die „Financial Times“ berichtet, konnten sowohl Hacker wie auch offizielle Regierungsvertreter einige Leistungen und Durchbrüche des Hackers anhand von Videos und Protokollauszügen verifizieren.

Schon bald wurden die Räumlichkeiten zu eng und das technische Equipment stieß an seine Grenzen. Auch die anhaltenden Bombardierungen setzten der Hackergruppe zu, die sich selbst den Spitznamen „Hack your mom“ (zu deutsch: „Hacke deine Mutter“) gab.

„Charkiw war immer noch unter Beschuss - wir mussten weiterziehen“, erklärte der Hacker gegenüber der „Financial Times“. Also zog das Kollektiv gen Westen in die Region rund um die Stadt Winnyzja.

Mit Starlink-Satelliten zieht Knysh in den Cyber-Krieg

Bald kontaktierte Knysh seinen alten Bekannten und Förderer Vsevolod Kozhemyako – seines Zeichens ein Multimillionär, der selbst an der ukrainischen Front kämpft und eine eigene Kampftruppe auf die Beine gestellt hat.

Mit Kozhemyakos Hilfe verfügte „Hack your mom“ bald über einen Starlink-Satelliten, um den Cyberkrieg gegen Russland noch effektiver zu bestreiten. „Er hat gefragt, also habe ich ihm einen besorgt“, sagte Kozhemyako gegenüber der „Financial Times“.

Das Kollektiv wuchs stetig und schon bald konnten Experten und hochrangige Hacker rekrutiert werden. Im großen Stil wurde in diversen Telegram-Kanälen dazu aufgerufen, den russischen Flugverkehr mit falschen Bombendrohungen lahmzulegen.

Unter den Folgen hatten schließlich auch Fluggesellschaften wie „Air Serbia“ zu kämpfen, so dass der serbische Präsident Aleksandar Vučić den ukrainischen Geheimdienst öffentlich für die Falschmeldungen verantwortlich machte.

Fake-Profile russischer Frauen helfen bei Stützpunkt-Lokalisierung

Zu den bemerkenswertesten Attacken von „Hack Control“ gehört wohl die Täuschung russischer Soldaten. Die Gruppe erstellte etliche Fake-Profile attraktiver junger Damen, die russische Soldaten via Facebook anschrieben und nach Bildmaterial fragten. Und die Männer antworteten.

Laut Knysh schickten viele Soldaten Fotos von sich selbst und darüber hinaus „eine Menge Mist, um zu beweisen, dass sie Krieger sind“.  

Die Fotos wurden anschließend geolokalisiert (geografisch verortet) und die Daten direkt an das ukrainische Militär weitergeleitet. Schließlich konnte anhand der Daten ein abgelegener russischer Stützpunkt in der Südukraine lokalisiert werden.

Nur ein paar Tage später verfolgte die Hackertruppe rund um Nikita Knysh im Fernsehen, wie die russische Basis vom ukrainischen Militär in die Luft gesprengt wurde.

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