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Gegen den Abriss des Wohnkomplexes Staudenhof gibt es erheblichen Widerstand.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

Als Unterkunft für Geflüchtete: Potsdamer Migrantenbeirat fordert den Erhalt des Staudenhofs

Die Zahl der Abrissgegner des DDR-Wohnblocks wächst. Die Pro Potsdam kann sich unterdessen einen Neubau ohne Tiefgarage vorstellen.

Wenige Tage vor der entscheidenden Abstimmung der Stadtverordneten zur Zukunft des Staudenhof-Wohnblocks hat der Migrantenbeirat dessen Erhalt gefordert. Das gewählte Gremium, dass die Belange tausender ausländischer Einwohner:innen in Potsdam vertritt, teilte in einem Schreiben am Freitag mit, der Bau könnte dauerhaft als Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen oder andere Personengruppen eingerichtet werden.

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Staudenhof-Wohnungen werden von Menschen aus Afghanistan und der Ukraine genutzt, argumentiert der Migrantenbeirat.

Schon jetzt seien dort rund 90 Wohnungen mit Menschen aus Afghanistan und der Ukraine belegt, ferner würden in Potsdam in diesem Jahr noch hunderte weitere Flüchtlinge erwartet. Diese könnten laut dem Beirat kaum untergebracht werden, wenn der Staudenhof wie geplant ab Mitte 2023 abgerissen werden sollte. Daher müsse das Gebäude zumindest so lange erhalten werden, bis die Engpässe auf dem angespannten Wohnungsmarkt in Potsdam behoben seien.

Erinnert wird in dem Zusammenhang auch an das städtische Integrationskonzept, wonach die Aufenthaltsdauer in Gemeinschaftsunterkünften auf maximal zwölf Monate zu beschränken sei. Sammelherbergen wie in der Marquardter Chaussee oder am Handelshof würden die Anforderungen an eine möglichst wohnungsähnliche Unterbringung nicht erfüllen - im Gegensatz zum Staudenhof. Auch deswegen erschließe sich der Abriss nicht, so der Beirat. Der Abriss soll im Sommer 2023 beginnen, die Neubau-Arbeiten aber erst 2027 starten. Zwischendurch soll die Brache für die Logistik der benachbarten Baustellen in der Potsdamer Mitte genutzt werden.

Klimarat auch für Erhalt

Der Abrissplan geriet wieder in den Fokus, seit eine neue Initiative für den Erhalt des Staudenhofs kämpft, unter anderem gemeinsam mit bekannten Klimaforschern. In der Stadtverordnetenversammlung muss nun noch einmal dazu abgestimmt werden. Für das Überdenken der bisherigen Pläne machte sich am Donnerstag auch der Klimarat der Stadt Potsdam stark.

Der Baubereich stehe vor enormen Herausforderungen und müsse in den nächsten Jahren seinen Beitrag zur Lösung der Klima- und Ressourcenkrise erbringen, teilte das Gremium mit. „Das Beispiel Staudenhof kann hierfür in Potsdam die Initialzündung sein und einen Wendepunkt darstellen“, so der Klimarat.

Grüne-Mehrheit für Abriss

Soweit gingen die Grünen nicht: Sie diskutierten das Thema am Donnerstagabend bei einer Mitgliederversammlung. Beantragt hatten die Zusammenkunft mehrere Abrissgegner in der Partei. Doch diese mussten sich knapp geschlagen geben. Die Abstimmung über einen Antrag für eine Aussetzung des Abriss-Beschlusses zum Staudenhof erhielt 28 Ja- und 32 Nein-Stimmen, dazu kamen mehrere Enthaltungen. Unter anderem sprachen sich aber der frühere Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Peter Schüler, die Stadtverordnete Janny Armbruster und die Potsdamer Landtagsabgeordnete Marie Schäffer für das Moratorium aus.

Weitgehend einigen konnten sich die Grünen auf zwei weitere Anträge ihrer Arbeitsgruppe Klimaschutz. Demnach soll beim Neubau des Staudenhofs auf die Errichtung einer Tiefgarage verzichtet werden. Zum anderen sollen höhere Öko-Standards für den Neubau festgeschrieben werden.

Dafür zeigte sich die kommunale Bauholding Pro Potsdam als Bauherrin am Freitag offen. Höhere Ökostandards - etwa bei der nachhaltigen Materialgewinnung oder zur Schadstoffvermeidung bei Baumaterialien - seien nach aktueller Einschätzung durchaus möglich, sagte Sprecherin Anna Winkler auf PNN-Anfrage. Der Verzicht auf eine Tiefgarage könnte sogar die Kosten des Projekts senken, da der Bau unterirdischer Parkplätze immer kostenintensiv sei. Gleichzeitig würde so weniger Fläche versiegelt, was auch besser für die Regenwasserversickerung sei, so Winkler.

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