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Jan-Martin Wiarda

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Wiarda will’s wissen: Die Empörung herunterdimmen

Wenn Fördermittel gestrichen werden, ist der Aufschrei meist groß, auch in der Wissenschaft. Dabei wäre Differenzierung oft angebracht.

Eine Kolumne von Jan-Martin Wiarda

Als bekannt wurde, dass die Ampel eine dreistellige Millionensumme bei der Förderung der Batteriezellforschung einsparen will, warnten die im „Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien“ organisierten Forscher und Unternehmen vor „dramatischen Konsequenzen“ und dem „Ende der deutschen Batterieforschung“.

Die Reaktionen sind fast immer die gleichen: Soll etwas geschlossen werden, sollen Fördermittel wegfallen, passiert das immer genau an der falschen Stelle, steht die ganze Zukunft auf dem Spiel. Da ist die Wissenschaft wie andere Branchen. Differenzierungen bleiben dann schnell auf der Strecke. Zur Wahrheit gehört nämlich, dass die deutsche Industrie die Batterieforschung über Jahre selbst derart vernachlässigt hat, dass ein drohendes Minus von 155 Millionen Euro staatlicher Mittel ihr jetzt angeblich den Garaus machen sollte.

Bildung und Forschung sollten eine besondere Stellung genießen bei den öffentlichen Ausgaben. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch innerhalb der Forschungshaushalte priorisiert werden muss. Weil dazu in normalen Zeiten oft der politische Mut fehlt, passiert das meist in der Krise.

Das ist nicht schön, kann aber manchmal sogar heilsam sein bei der Auflösung von Verkrustungen. Und selbst wenn dabei Fehler passieren, täte es dem öffentlichen Diskurs gut, auch in der Forschung die Empörungstonlage herunterzudimmen.

In seiner Bereinigungssitzung am Donnerstag hat der Haushaltsausschuss des Bundestages die Kürzung übrigens abgeschwächt – um zunächst 20 Millionen Euro für 2024 und insgesamt 70 Millionen. Doch hängt die Batterieforschung in Deutschland auch künftig viel stärker von der Bereitschaft der Unternehmen ab, weiter kräftig zu investieren. Und zwar Milliarden. Dann können sie sich übrigens mehr staatliche Förderung holen, als durch die eingesparten Millionen aus dem Klima- und Transformationsfonds verloren gehen. Die steuerliche Forschungszulage macht es möglich.

Alle „Wiarda will’s wissen“-Kolumnen finden Sie hier.

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