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Ein von der Nasa herausgegebenes Farbfoto zeigt den Planeten Pluto, fotografiert von der Raumsonde New Horizons.

© dpa/SWRI

Tagesrückspiegel – Heute vor 93 Jahren: Die Entdeckung des ersten Ex-Planeten

Der Fund des „Transneptun“ war eine Sensation. Inzwischen ist Pluto, einst Planet Nummer Neun, aber längst degradiert.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Manchmal ist es gut, ziemlich sicher zu wissen, dass Planeten keine Seelen haben, zumindest keine allzu sensiblen. Sonst müsste man ein paar von ihnen wahrscheinlich auf die kosmische Couch überweisen.

Uranus und Neptun zum Beispiel, denn die würden sich ziemlich vernachlässigt fühlen. Nur ein einziges Mal haben sie bisher jeweils Besuch von einer von Menschen gebauten Sonde bekommen, und das auch nur im rasenden Vorbeiflug. Bei Pluto ist es nicht anders. Beziehungsweise schlimmer: Als im Januar 2006 mit „New Horizons“ erstmals eine Sonde zu ihm auf den Weg gebracht wurde, sollte die zwar auch nur vorbeifliegen und ein paar Fotos machen.

Nicht Exoplanet, nicht Planet... nur Ex-Planet

Doch Pluto war zumindest noch ehrenvoll Mitglied der exklusiven Gruppe der Planeten.

Planet Pluto und Mond Charon, fotografiert vom Nasa-Raumfahrzeug New Horizons.
Pluto und Charon: Der Zweigplanet und sein Mond wurden beim Vorbeiflug des Raumfahrzeugs New Horizons fotografiert.

© AFP

Im August desselben Jahres erwies sich diese Gruppe dann aber als so exklusiv, dass er durch die Internationale Astronomische Union ausgeschlossen und zum Zwergplaneten degradiert wurde: zu seltsames Orbit, vor allem aber zu klein, um die eigene kosmische Nachbarschaft zu bereinigen, also größer und massereicher zu sein als alles, was die eigene Bahn kreuzt. Elf Jahre nach Bekanntgabe der Entdeckung des ersten Exoplaneten war Pluto damit zum ersten Ex-Planeten geworden. Auch die große Aufmerksamkeit, die er beim Besuch von New Horizons 2015 bekam, änderte daran nichts mehr.

Beyond Uranus

Vergessen auch die Zeit im irdischen Nordhalbkugel-Spätwinter 1930, als die Zeitungen weltweit von der Entdeckung eines „Transneptuns“, also des lange gesuchten neunten Planeten jenseits des Neptun, berichteten: Am 13. März, also heute vor 93 Jahren, gaben Forscher des Lowell Observatoriums in Arizona den Fund, der einem 23-jährigen Astronomen namens Clyde Tombaugh im Februar gelungen war, bekannt. Das Datum war bewusst gewählt, denn am 13. März 1781 hatte William Herschel Uranus entdeckt.

Am 18. Februar 1930 entdeckte Clyde Tombaugh, damals erst 23 Jahre alt, einen winzigen beweglichen Punkt jenseits des Neptun – Pluto.
Am 18. Februar 1930 entdeckte Clyde Tombaugh, damals erst 23 Jahre alt, einen winzigen beweglichen Punkt jenseits des Neptun – Pluto.

© picture alliance / Everett Colle

Erst im Mai bekam der neue Planet, an dessen Planetheit kaum jemand zweifelte, dann seinen Namen, und das auch auf eher unehrenhafte Weise.

Denn Pluto war eigentlich alles andere als favorisiert. Doch die anderen Möglichkeiten, die im Rennen verblieben waren, waren entweder schon an andere kosmische Objekte vergeben oder kamen von Astronomenkollegen, die derart unbeliebt waren, dass man sich ihnen auf keinen Fall anschließen wollte.

Auf der kosmischen Couch würde der kosmische Psychoanalytiker dem Planeten Pluto sicher ein Stofftier geben, erfunden als Comic-Figur von Walt Disney bereits im Jahr 1930: den unheimlich netten, abenteuerlustigen, stets optimistischen Hund gleichen Namens, benannt nach dem Planeten. Der ist bis heute bekannt und vollkommen unbestritten als einer der sechs Superstars des Mickymaus-Universums.

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