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Der Potsdamer Autor Fritz Schmoll genannt Eisenwerth.

© Jürgen Strauss

Potsdam-Roman über die Nachwendezeit : Wenigstens ein ordentlicher Kaffee

Der Potsdamer Autor Fritz Schmoll genannt Eisenwerth hat mit „Das Projekt“ ein breites Nachwende-Panorama geschrieben. Am 28. März stellt er es vor.

Zunächst ist der Autorenname auf dem Buchcover von Interesse: Fritz Schmoll genannt Eisenwerth. Doch der Zusatz „genannt …“ hat nichts mit Künstler-Eitelkeit zu tun. Er wird amtlich geführt, seit dem Mittelalter. Meist leitet sich der Familienname von der Bindung des Genannten an einen Bauernhof her. Die Freizeit-Ambitionen des Fritz Schmoll genannt Eisenwerth haben zur Schriftstellerei geführt. Schon 1988 veröffentlichte er einen Roman mit dem Titel „ Kiez-Koller“ im Rotbuch Verlag Berlin. Nach mehr als 30 Jahren ist bei Strauss Medien & Edition Potsdam ein neuer Roman mit dem wenig einladenden Titel „Das Projekt“ in der Reihe Potsdamer Autoren erschienen.

Der Start Ostdeutschlands in eine neue Gesellschaftsordnung brachte so manche „Aufbauhelfer“ aus dem Westen Deutschlands in das versunkene DDR-System. Auch Autor Fritz Schmoll kam. Er übernahm vor mehr als 30 Jahren als Fachmann für Wohnungswesen und Stadtentwicklung das Management des kommunalen Gebäudewirtschaftsbetriebs in Potsdam. In dieser Zeit stellte er auch fest, dass das Leben im Osten farbiger ist, als man gemeinhin annahm.

Dass der Autor eine schöne Beobachtungsgabe von Menschen und Situationen besitzt, erlebt man in dem Roman. Authentische Charaktere und Lebensentwürfe in beiden Gesellschaftssystemen lernt man kennen: Zeitgenossen aus der Ex-DDR, die sich mit dem Aufbruch ins Neue schwertaten, Westdeutsche, die im Osten Gewinne und Karriere suchten. Schmolls Themen im Roman sind ein Wohnungsbauprojekt, das in Potsdam gleich nach der Wende entstehen soll, kriminalistische Machenschaften in SED-Kreisen sowie unterschiedliche Ost-West-Kultur-Erfahrungen. Jeder der vier Roman-Protagonisten verfolgt neben dem Bauprojekt ein persönliches Projekt.

Da ist zum Beispiel der DDR-Makler Heger, der mit den neuen Verhältnissen nicht klarkommt und scheitert, oder der Investor Baum aus dem Westen, der zur richtigen Zeit seine „Goldgrube“ findet. Und da ist der ebenfalls aus dem Westen stammende Marthenthaler, der die Aromen, Redeweisen und Mentalitäten der späten DDR gut kennt und zwischen den Welten wandert und sich neu orientiert. In dieser Figur findet man durchaus auch Autobiografisches. In dem breiten Nachwende-Panorama und mit viel Detailfreude geschriebenen Roman begegnet man Personen, die nach der Wende von der Hoffnung beseelt waren, in eine gute Zukunft zu gehen und die doch enttäuscht wurden. Wie Heger. Dennoch stellt er fest, dass man jetzt wenigstens einen ordentlichen Kaffee bekommt.

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