Die SPD wittert Morgenluft und verschmerzt den Verlust der Volksparteizeiten. In Berlin kämpft Klaus Wowereit für die ganze Partei um die Vorrangstellung vor den Grünen. Ein neuer Zug der Zeit wird spürbar, der die Sozialdemokraten begünstigt.
Alle Artikel in „Meinung“ vom 05.09.2011
Partei-Chef Philipp Rösler hat in diesen Tagen keinen leichten Job. 120 Tage machen nicht wett, was von zehn Jahren Guido Westerwelle im Parteivorsitz noch übrig ist.
Seit gestern steht erstmals in Westeuropa mit dem isländischen Ex-Premier Geir Haarde ein Politiker vor Gericht, weil er angeblich die Finanzkrise seines Landes nicht vorhergesehen und keine frühzeitigen Gegenmaßnahmen ergriffen hat. So hatte sich Haarde das im Herbst 2008 sicherlich nicht vorgestellt.
Wenn man Josef Ackermann dieser Tage reden hört, könnte man glauben, er habe die Seiten gewechselt. Die Banken seien „Diener der realen Wirtschaft“, man müsse die Übertreibungen der vergangenen Jahre korrigieren, fordert der Deutsche-Bank-Chef kurz vor seinem Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat.
Klaus Wowereit hat bei seiner Haushaltsplanung wohl den Überblick verloren. Das Ergebnis: Berlin verliert gleich zwei wichtige Kulturprojekte.
Am Ende des Superwahljahres 2011 steht die SPD besser da, als von vielen erwartet. Nun peilen die Genossen selbstbewusst den Sieg bei der Bundestagswahl 2013 an, aber zu viel Optimismus ist fehl am Platze.
Die kühnsten Hoffnungen haben sich erfüllt, meint Malte Lehming: Zehn Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hat der Westen die Schlacht gegen Al Qaida und den militanten Islamismus gewonnen.
Erfolg zu verwalten, das mache womöglich viel weniger Spaß, als sich seinen Platz zu erobern, sagt Frank Plasberg. Etwas anderes bleibt dem Moderator allerdings auch nicht übrig, denn der 54-Jährige wurde mit seinem Talk „Hart aber fair“ von seinem früheren Sendetermin am Mittwoch im Ersten auf den Montag verfrachtet, wo er heute zum ersten Mal zu sehen ist.
Deutschland, das größte Mitgliedsland, das zugleich die erste Phase der Finanzkrise am besten überstanden hat, gibt mehr denn je den Takt bei der europäischen Krisenbewältigung vor: Zögert Berlin, geht es auch in Brüssel selten voran; ringt sich die Bundesregierung zu einem neuen Schritt durch – meist in Absprache mit Frankreich –, ist schnell eine EU-Mehrheit dafür beisammen. Sicher, es gibt skeptische Nationen wie Großbritannien und Tschechien, doch verkennen Angela Merkel und Wolfgang Schäuble, dass die meisten Partner im Stillen nach Führung und einer klareren Ansage über die Richtung der Reise verlangen.
Zehn Jahre Regierende Bürgermeisterin, das sei ihr Ziel, hat Künast am Sonntag gesagt. Das wird wohl nichts, denn die Grünen liegen in Umfragen erstmals hinter der CDU.
Irgendwie passt das Ganze nicht zusammen. Da schwärmt Frau von der Leyen von den Vereinigten Staaten von Europa und möchte doch „goldwerte“ Sicherheiten für neue griechische Hilfszahlungen.
Die Demos in Israel zeigen: Das Land sorgt sich weniger um Sicherheit als um Wohlstand